Quelle: HPA / LSBG
Digitalisierung der Bauwerksprüfung mit modellgestützter Schadensaufnahme
Die Digitalisierung findet Einzug in die Bauwerksprüfung. Die alltäglichen Arbeitsutensilien aus Prüfhammer, Schadensskizze und Digitalkamera (Level 0) werden schrittweise durch technische Hilfsmittel ergänzt und teilweise abgelöst. Die Digitalisierung bietet dabei zahlreiche Vorteile und vereint die Bauwerksprüfung mit BIM-Modellen, digitalen Zwillingen und moderner Sensortechnologie. Dieser Fortschritt ist hinsichtlich der Langlebigkeit unserer Infrastruktur und des Fachkräftemangels dringend notwendig und kann in mehrere Ebenen gegliedert werden.
- Level 1: Schäden werden in digitalen Bauwerksplänen aufgenommen
- Level 2: Schäden werden händisch im BIM-Modell aufgenommen
- Level 3: Schäden werden im BIM Modell aufgenommen und automatisch lokalisiert

Die aktuelle Version der bundesweit genutzten Software zur Erfassung von Bauwerksschäden, SIB-Bauwerke 1.9x unterstützt die Digitalisierungslevel 1 bis 3 nicht. Der direkte Nachfolger SIB-Bauwerke 2.0 befindet sich aktuell noch in Entwicklung. Aufgrund der Nachfrage zur Digitalisierung gibt es mittlerweile jedoch weitere Anbieter, wie z.B. m2ING oder ZIS ING, die Software zur Bauwerksprüfung nach DIN 1076 anbieten.
Das Level 1 wird bei diesen Alternativen bereits angeboten. In der Umsetzung steht dabei vor allem die direkte Aufnahme von Schäden in PDF-Zeichnungen mithilfe von mobilen Endgeräten. Der Schritt einer nachträglichen Verortung der Schäden im Innendienst kann somit entfallen.
Die BIM.Hamburg-Leitstellen Landesbetrieb Straßen, Brücke und Gewässer (LSBG) und Hamburg Port Authority (HPA) haben gemeinsam mit m2ing eine prototypische Anwendung zur Lokalisierung von Bauwerksschäden im Modell entwickelt. Somit ist ein Prüfen entsprechend Digitalisierungs-Level 2 prototypisch möglich und wurde beim LSBG und in der HPA bereits an mehreren Brücken getestet.

Das Level 3 entspricht zum jetzigen Zeitpunkt noch dem Stand der Wissenschaft. Es umfasst die automatisierte Lokalisierung von Schäden im Digitalen Zwilling. Dies kann perspektivisch bspw. durch den Einsatz von Drohnen oder Robotik mit automatischer KI-basierter Schadenserkennung realisiert werden. Erste Softwareanbieter stellen zu diesem Thema bereits prototypische Lösungen zur Verfügung.
Die HPA und der LSBG befinden sich im Rahmen von BIM.Hamburg zur Digitalisierung der Bauwerksprüfung im Austausch und profitieren gegenseitig von den Erfahrungen. Im Zuge einer Brückenprüfung nach DIN 1076 konnte die HPA verschiedene Alternativprodukte umfangreich testen. Dabei wurde sowohl Level 1 als auch Level 2 am Bauwerk genutzt. Aus Sicht von BIM sind die Ergebnisse entsprechend Level 2 hervorzuheben. In Level 2 werden die Bauwerksschäden vor Ort vom Prüfer im BIM-Modell lokalisiert. Die Ergebnisse der modellbasierten Prüfungen waren bereits im Entwicklungsstadium äußerst vielversprechend. Die eindeutige dreidimensionale Positionierung eines Schadens im Modell erwies sich als sehr intuitiv. Es musste bspw. keine Entscheidung getroffen werden, in welchem Schnitt oder Grundriss ein Schaden platziert werden muss.
Zudem ist die Platzierung in den Modellen der Grundstein für eine Weiterverarbeitung der Daten in Koordinationsmodellen oder Digitalen Zwillingen, sobald entsprechende Schnittstellen zur Verfügung stehen. Dies wird unter anderem im Nachfolgeprojekt von smartBRIDGE Hamburg angestrebt.
Insgesamt zeigt sich, dass die Digitalisierung der Bauwerksprüfung nicht nur die Effizienz steigert, sondern auch die Sicherheit und Zuverlässigkeit von Bauwerken langfristig verbessert. Die Zukunft der Bauwerksprüfung ist digital und bietet spannende Möglichkeiten – auch in Kombination mit BIM!